Sonntag, den 02. März 2014, von Franz Alt auf heise.de
An mehreren Januartagen 2014 betrug der Temperaturunterschied
zwischen Westeuropa und den USA 60 Grad. In den USA wurden 50 Grad minus
gemessen, während wir in Westeuropa 10 Grad plus hatten. Klimaforscher
sagen: Das gab es noch nie!
Am Tag, an dem ich diesen Artikel schreibe, am 17. Februar 2014, werden
in München 20 Grad plus gemessen. Das ist der wärmste 17. Februar seit
1860. Soeben kommt aus China die Meldung, dass die
15-Millionen-Metropole Peking praktisch unbewohnbar ist (Airpocalypse in Peking). Denn die dortigen Feinstaubwerte haben das 46-Fache
dessen erreicht, was die UN-Gesundheitsorganisation an Grenzwerten
festgelegt hat. Hauptursache: China gewinnt 70% seiner Energie noch aus
alten Kohlekraftwerken.
Aus Kalifornien wird in dieser Woche gemeldet: Der US-Bundesstaat erlebt die schlimmste Dürre seit 100 Jahren. Präsident Obama muss Hilfe in Milliardenhöhe versprechen. US-Außenminister John Kerry sagt: "Der Klimawandel ist die furchterregendste Massenvernichtungswaffe unserer Zeit."
Doch China und die USA gehören bisher zu den Hauptbremsern beim
internationalen Klimaschutz. Aber auch Europa drückt sich vor den
Konsequenzen des Klimawandels. Auch wir verdrängen und vertagen und
verschieben.
Im Vorjahr erlebten wir in Österreich und in Deutschland das dritte "Jahrhunderthochwasser" innerhalb von 11 Jahren.
Am Südpol und am Nordpol schmelzen die Gletscher fünfmal schneller, als
es die Gletscherforscher noch vor zehn Jahren vorausgesagt hatten. Sind
wir noch zu retten?
In dieser Situation, in der die Energiewende immer dringlicher wird,
bremst ausgerechnet die EU den Klimaschutz in Europa aus. Denselben
Fehler macht die Bundesregierung in Berlin. Das alles ist ein Tiefschlag
für den Klimaschutz und für die rasche Energiewende.
Wie will die Welt 2015 bei der Klimakonferenz in Paris ein neues
weltweit gültiges Klimaabkommen erreichen, wenn sich jetzt auch die EU
auf die Seite der Bremser stellt und ihre bisherige Politik des
Vorreiters aufgibt?
Im Interesse unserer Kinder und Enkel müssen wir die Energiewende
spätestens in 30 Jahren komplett organisieren. Warum müssen wir diese
Ziele unbedingt anstreben?
Alle alten Energieträger gehen in den nächsten Jahrzehnten zu Ende und
müssen ersetzt werden, wenn wir unseren Wohlstand halten wollen. Klar
ist: Ohne Energie geht gar nichts!
Der Klimawandel und seine Folgen kommen uns fünfmal teurer als eine
rechtzeitig und intelligent eingeleitete Energiewende. Das hat im
Auftrag der englischen Regierung der ehemalige Chefvolkswirt der
Weltbank, Sir Niclas Stern, errechnet. Die Energiewende kostet, aber
keine Energiewende kostet die Zukunft.
Die alten Energieträger Öl, Kohle, Gas und Uran werden, weil sie zu Ende
gehen, immer teurer. Das sind die Gesetze des Marktes. Was wird in
Österreich, der Schweiz und Deutschland los sein, wenn der Liter Benzin
fünf oder acht Euro kostet und das Autofahren ein Privileg der Reichen
wird?
Die Zukunft gehört den Erneuerbaren Energien. Das kann unsere Rettung sein.
Bürgerinnen und Bürger und immer mehr Energiegenossenschaften nehmen die
Energieversorgung in die eigene Hand. Dabei werden mittelfristig in der
EU über fünf Millionen neue Arbeitsplätze entstehen und wir erhalten
riesige Exportchancen mit den neuen Technologien. Nur mit Hilfe einer
raschen und klugen Energiewende können wir den Klimawandel noch stoppen.
Außerdem bietet die Energiewende dem Mittelstand, dem Handwerk, den
Landwirten und Hausbesitzern, Stadtwerken und Energiegenossenschaften
riesige Zukunftschancen und wir alle werden zu Gewinnern, weil wir
unabhängig von teuren Energieimporten werden.
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