Was wir von den Massai und Kitava lernen können

Freitag, den 02. August 2013, geschrieben von Denk Mal
           
In meinem letzten Artikel zum Thema Ernährung habe ich die pflanzlichen und tierischen Fette behandelt und einige diesbezügliche Irrtümer aufgedeckt. Jetzt könnte man natürlich zu der Schlussfolgerung kommen, dass wir uns doch alle möglichst fettreich, vorallem mit gesättigten Fetten, ernähren müssen und sollten, um auch ja gesund zu bleiben. Doch da ich persönlich nicht gleich aus irgendwelchen Theorien eine Praxisanleitung für alle zurechtbasteln möchte, werde ich genau das nicht behaupten.

Ich möchte mich lieber an der Realität orientieren, dh. an Menschen, die seit Jahrhunderten oder gar schon Jahrtausenden einen lebendigen Beweis für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit gewisser Ernährungsformen liefern können. Genau dort, am Ursprung, gibt es mehr zu lernen, als durch alle fragmentierten wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengenommen. Lasst uns also mal zwei relativ gut erforschte Völker näher betrachten: Die Massai aus Afrika und die Kitava von Papua-Neuginea.

Die ursprünglich lebenden Massai sind Viehhirten und halten sich Schafe, Ziegen und Rinder. Ihr Hauptnahrungsmittel besteht aus einer Mischung aus Blut und Milch (wird roh konsumiert), zwischendurch essen sie Fleisch, ein paar Früchte und recht wenig Gemüse. Einige Massaivölker beschränken sich sogar komplett auf tierische Nahrungszufuhr, zum Kochen werden ausschließlich tierische Fette und Butter verwendet.

Die ursprünglich lebenden Kitava ernähren sich hauptsächlich von pflanzlicher Kost. Ihr Hauptnahrungsmittel ist Wurzelgemüse wie Yams, Süßkartoffeln, Taro oder Tapioka, einziger Fettlieferant ist Kokosöl. Von Früchten essen sie bevorzugt Kokosnüsse, aber auch mal Bananen, Papaya, Ananas, Guave, Wassermelone oder Kürbis. Zwischendurch gibt es etwas Gemüse und ein wenig Fisch.

Wie ihr selbst feststellen könnt, bevorzugen beide Völker traditionelle Nahrungsmittel und konsumieren viel mehr gesättigte, als ungesättigte Fette. Einen äußerst geringen Anteil machen sogar die mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus, was nach meinem Artikel über Fette gar nicht so verwunderlich erscheint. Genauso wenig verwunderlich ist es, dass sich dieses Verhältnis in unserer modernen Zivilisation nahezu umgekehrt darstellt: Wir konsumieren viel zu viele einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren, nicht nur, aber auch dank der großen Anzahl an ungünstigen pflanzlichen Ölen, die in enorm vielen Fertigprodukten im Supermarkt oder sogar dem Bioladen enthalten sind.

Überraschen sollten uns hingegen die Unterschiede zwischen diesen beiden Ernährungsweisen

Obwohl natürlich beide Völker mehr gesättigte als ungesättigte Fette zu sich nehmen, ernähren sich die Kitava interessanterweise im Großen und Ganzen eher fettarm, wohingegen die Massai einer sehr fettlastigen Ernährung frönen. Und während die Massai tierische Nahrungsmittel bevorzugen, überwieget bei den Kitava deutlich die pflanzliche Kost.

So steht eine kohlehydratreiche, fett- und proteinarme Ernährung der Kitava einer eher kohlehydratarmen, aber fett- und proteinreichen Lebensweise der Massai gegenüber. Und obwohl beide Ernährungsgewohnheiten nicht im geringsten der offiziellen Lehrmeinung entsprechen, gibt es bei beiden Kulturen weder Übergewicht noch Diabetes.

Ja, die Forschungsergebnisse von Dr. Staffan Lindeberg, Dr. Loren Cordain oder Dr. Weston A. Price zeigen sogar noch mehr. Sowohl bei den Kitava, als auch bei den Massai existieren folgende Krankheiten und Symptome entweder gar nicht oder treten nur sehr selten auf:

- Krebs
- Schlaganfall
- Demenz,
- Herzversagen / Herzinfarkt
- Zahnprobleme (Karies, Zahnfehlstellungen usw.)
- Unfruchtbarkeit
- Hauptprobleme (Neurodermitis, Akne)
und weitere Zivilisationskrankheiten...

Vorsicht vor falschen Schlussfolgerungen

Von solchen eher oberflächlichen Betrachtungsweisen sollten wir uns aber nicht in die Irre führen lassen, denn Naturvölker konsumieren Lebensmittel nicht unbedingt so, wie wir das gewöhnt sind. Während bei uns vorallem Fischfilet verzehrt wird, verwerten Naturvölker fast alles. Innereien, Kopf oder Gräten landen zumeist genauso auf dem Teller, wie bei Landtieren das Herz, Knochenmark, Gehirn, die Leber, Nieren und Co. Ebenso gibt es ausgewählte Stücke zwischendurch sogar roh, nicht alles wird einfach bloß erhitzt. Und während beim Fleisch oft die fettreichsten Stücke bevorzugt werden, stürzen sich die meisten Leute bei uns im Supermarkt auf das magerste Stück, welches sie finden können. Der Kontrast könnte größer gar nicht sein, denn Fleisch ist auch hier nicht gleich Fleisch.

Nicht nur die Art der Haltung und die Wahl des Futters macht z.B. einen Unterschied, welche Fettsäurenzusammensetzung das Fleisch aufweist, dh. welches Tier für uns gesunderhaltend oder krankmachend ist. Auch zwischen dem modernen westlichen und ursprünglichen Verzehr liegen, unabhängig von der Qualität, noch meilenweite Unterschiede.

Es ist ja z.B. bekannt, dass Menschen, die zuviel mageres Fleisch verzehren, eine lebensgefährliche Proteinvergiftung erleiden können, wie es schon Forschungsreisende am eigenen Leib erfahren haben:
"Man ißt in den ersten Tagen immer größere Portionen, bis man nach etwa einer Woche drei- oder viermal soviele Pfunde Fleisch verzehrt wie zu Anfang der Woche. Um diese Zeit treten dann auch sowohl Hungersymptome wie Anzeichen von Proteinvergiftung auf. Man ißt unzählige Male; jedes Mal fühlt man sich danach noch hungrig; ... Nach sieben bis zehn Tagen setzt Durchfall ein, von dem einen nur noch der Genuß von Fett befreien kann." (Quelle)
Man sieht also, nichts, aber auch rein gar nichts, was gesund lebende Naturvölker tun, ist gar unerheblich oder sinnlos. Hauptsächlich von Proteinen zu leben ergibt also nur dann Sinn, wenn dabei auch große Mengen von Fett verzehrt werden. Nicht umsonst meiden ursprünglich lebende Kulturen mageres Fleisch und stürzen sich vorallem auf die fettreichsten Stücke.

Es hat auch keinen Sinn die kohlehydratreiche Ernährung der Kitava einfach nachzuahmen. Weder wissen wir, welche lebenswichtigen Stoffe sie durch den gelegentlichen, aber ganzheitlicheren Fischkonsum so aufnehmen und inwieweit dies bei ihrer kohlehydratreichen und fettarmen Ernährung notwendig ist oder nicht. Noch lässt sich eine kohlehydratreiche Ernährung so einfach auf westliche Verhältnisse ummünzen. Es gibt auch wirklich gesundgebliebene Völker, die Hafer, Roggen oder Weizen als Hauptbestandteil in ihrer Ernährung verwenden und trotzdem ist es kontraproduktiv, dies einfach so nachzuahmen. Ihre Art der Zubereitung dieser speziellen, von Antinährstoffen nur zu strotzenden Lebensmittel, ist eine komplett andere, als das, was in industriellen Prozessen damit gemacht wird. Weder essen sie Weißmehlprodukte, noch dieses volle Korn, welches bei uns unter dem Begriff Vollkorn verkauft wird.

Die Körner werden in Wirklichkeit einer ganz speziellen Behandlungsweise unterzogen, welche sich von Art zu Art grundlegend unterscheiden und mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen kann. Manchmal werden sie nach der Ernte wochenlang den Witterungsbedingungen in der Natur ausgesetzt, anschließend vielleicht gewässert, gesäuert, fermentiert oder was auch immer. Oft wird sogar sehr sorgfältig und zu einem großen Teil die Kleie ausgesiebt und nicht einfach nur das Korn vermahlen. Auch spezielle Lagerungsbedingungen können noch für große gesundheitliche Unterschiede zwischen dem westlichen und dem ursprünglichen Kornverzehr verantwortlich sein. Wer über diese Prozeduren mal einen kleinen Überblick erhalten will, dem empfehle ich folgendes Buch "Karies heilen: Natürlich starke Zähne mit der richtigen Ernährung" von Ramiel Nagel.

Wenn ich eins gelernt habe, dann ist es, dass man stets vorsichtig sein muss, beim Nachahmen irgendwelcher Ernährungsweisen. Naturvölker haben und hatten schon immer ein unglaubliches Wissen über die Wirkungsweise von Nahrungsmitteln - sie wussten z.B. ganz genau, wie sie durch deren richtige Anwendung Krankheiten verhindern oder den höheren Nährstoffbedarf von Babys, Heranwachsenden, von stillenden und schwangeren Frauen decken konnten. Genauso wussten sie um die Wichtigkeit einer besonderen Ernährung für Paare mit Kinderwunsch, oder welche Nahrungsmittel in kargen Zeiten generell vermehrt gegessen werden sollten.

Sie haben nicht einfach nur "so" die Nebennieren von ihren Jadtieren unter allen Stammesangehörigen geteilt und roh verzehrt, oder gewisse Kräuter als besondere Beigabe zu ihrer Kost gesucht. Alles hatte seinen Sinn - ihre Ernährungsweise ist ein Ergebnis von jahrhunderte- oder gar jahrtausendealten gemachten Erfahrungen, die wir nicht einfach mir nichts dir nichts mit fragmentierten wissenschaftlichen Erkenntnissen durchleuchten und verstehen können.

Zwischen dem fortschreitenden degenerativen Verfall des modernen Menschen und der Vitalität von ursprünglich lebenden Kulturen liegen tatsächlich Welten. Dies soll natürlich nicht heißen, dass alle Naturvölker wissen, wie man sich gesund ernährt - auch da gibt es gegenteilige Beispiele, aber soviel soll gesagt sein: Es gibt sie! Und sich als gesund zu bezeichnen, trotz fortschreitender Karies, Kieferfehlstellungen, schiefen Zähnen, trotz Dickleibigkeit, Krampfadern, Asthma und Co zeigt, wie weit unsere Defintion von dem Wort "Gesundheit" schon dem Verfall erlegen ist. Wir messen Gesundheit an dem durchschnittlichen körperlichen und geistigen Zustand der gerade lebenden Menschen und da die Degeneration immer weiter fortschreitet, wird immer mehr zur Normalität, was anhand von etlichen untersuchten Naturvölkern und archäologischen Befunden niemals nie als gesund gegolten hat. Bleibt nur noch zu hoffen, dass man dieser Entwicklung noch irgendwie entgegenwirken kann und ja, vielleicht hilft sogar dieser Artikel hier dabei...


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