“WIR ficken euch” – Bundestagswahl 2013

Donnerstag, den 19. September 2013, veröffentlicht auf Freiwilligfrei

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Dieser Kommentar stand unter dem Bild:
 
»Liebe Leute, geht auf jeden Fall diesen und nächsten Sonntag wählen! Für jede(n) der/die denkt, das ist nicht so wichtig und bringt eh nix, lass dir folgendes gesagt sein:

Mit so einem wichtigen Kulturgut (demokratische, freie und geheime Wahlen) sollte man nicht so leichtfertig umgehen: erstens Vergangenheit: Jahrhunderte lang haben Monarchen, Fürsten usw. das Volk regiert und gnadenlos unterdrückt, wir hatten noch nie eine so tolle Rechtsform in der jeder Bürger eine gleichberechtigte Stimme abgeben kann. Menschen haben Jahrhunderte dafür gekämpft und sehr oft ihr Leben dafür gegeben damit Du heute wählen kannst. Allein schon der Respekt davor sollte eine Stimmabgabe wert sein. Zweitens Gegenwart: Wenn du nicht wählst, senkst Du damit automatisch die 5%- Hürde für extreme Parteien und hilfst somit zum Beispiel den Nazis ins Parlament zu kommen, willst Du das? Drittens Zukunft: Wenn irgendwann mal mehr Menschen so denken wie Du und die Wahlbeteiligung unter 50 % fällt, könnte die Regierung sagen: Die Mehrheit will ja gar keine demokratische Wahl also können wir sie auch abschaffen (furchtbarer Gedanke). Deshalb geh´bitte auf jeden Fall wählen. Ich weiß: eine einzelne Stimme verändert sowieso nichts (das ist aber auch gut so, denn das würde man Diktatur nennen). Wenn Dir selbst mit Wahl-O-Mat oder ähnlichem keine Partei zusagt, dann mach´s wie ich seit Jahren: Wähl´die, die am wenigsten schaden… sozusagen ›das kleinste übel‹

Denn: jede nicht abgegebene Stimme, ist eine Stimme für die falschen!!«

Dazu meine Antwort:

Das klingt sehr reif und aufgeklärt. Und diese Art der Argumentation liest man immer wieder. Vor einigen Jahren hätte ich all das auch unterschrieben. Aber wenn alle so dächten, würden wir auch in 1000 Jahren noch in einer Demokratie leben. Wollen wir das? Der öffentliche Bereich wird in Sozialstaaten immer größer. Die Regierungen besteuern uns immer stärker, drucken immer mehr Geld und verschulden sich noch dazu. Früher hat man unter einem König den 10. Teil seines Einkommens abgeben müssen. Wollte er mehr erpressen, gab es Aufstände. Heute geben Leute wie ich schon weit mehr als die Hälfte Ihres Einkommens ab. Wenn das Geld denn wirklich ausschließlich Bedürftigen zuflösse, dann wäre es ja auszuhalten, aber der größte Teil bleibt bei den Umverteilern hängen, und natürlich steigt die Zahl der Bedürftigen, wenn man sie finanziell fördert. Der Berufswunsch Hartzvierler wird immer häufiger. Ja, es gibt Menschen, die wirklich bedürftig sind, aber denen würde man gerne freiwillig helfen. Das wäre dann auch wirklich ein moralischer Akt. Weder das Erpressen Dritter zugunsten Bedürftiger noch das Sich-erpressen-lassen können den Anspruch erheben, ein moralischer Akt zu sein.

Ich weiß: Nach zusammen bis zu zwei Jahrzehnten staatlicher Kita, staatlichem Kindergarten, staatlicher Schule und staatlicher Uni, in denen einem Staatsangestellte permanent die Schokoladenseiten des Staates predigen, wird es schwer, erstens überhaupt nach Alternativen zu fahnden und zweitens sie als solche zu erkennen, wenn man sie gefunden hat. Die Abwehrmechanismen sind riesig: Man muss sein ganzes Leben infrage stellen. Die Freunde drohen sich von einem abzuwenden; die Karriere ist vielleicht in Gefahr. Grundsätzlich neigt schon das Individuum dazu, zu große Veränderungen abzulehnen (Homöostase); in Gruppen ist es jedoch noch extremer. Unsere Chancen auf schnelle Veränderungen stehen also schlecht. Aber es gibt Hoffnung: Wenn der Leidensdruck bei Menschen eine gewisse Schwelle überschreitet, dann werden sie etwas offener für Alternativen. Auch wenn es abgedroschen klingt, aber die kommende Krise birgt aus dieser Sicht dann eben auch Chancen. Der Staatsanhänger ahnt natürlich noch nichts von einer wirklich großen Krise. »Denen da oben ist doch noch immer etwas eingefallen«, heißt es dann. Ist es nicht. Hyperinflationen und Währungsreformen gehören zu Staaten wie Karies zu Zivilisationsgebissen. Nur solche ungedeckten Papiergeldberge und Schuldenhaufen wie heute hat es noch nie gegeben. Das heißt wir werden eine Krise bekommen, dessen Ausmaß wir noch nicht erlebt haben. Außerdem trifft es nicht einzelne Länder, sondern praktisch alle großen Nationen. In Demokratien fällt es den Führern leider auch leicht, in den Krieg zu ziehen, denn weder sie selbst müssen kämpfen, noch müssen sie für den Schlamassel bezahlen. Außerdem lenkt man somit wunderbar von anderen Problemen ab, und man kann alle, die gegen den Krieg sind, für unpatriotisch erklären (ganz wichtig in den USA). Hier in Deutschland wird man gerne für un-europäisch erklärt oder für un-sozial, wenn man sich nicht mit den Zielen der politischen Klasse identifiziert. (Oliver Heuler)

[Quelle facebook]

Kommentar: Wie sagte es schon George Carlin so treffend... 

"(...) Ich wähle nicht - weil ich daran glaube, dass wenn man wählt, man dann kein Recht hat sich zu beschweren. Die Menschen verdrehen das gerne und sagen: "Wenn du nicht wählst, dann hast du kein Recht dich zu beschweren". Wo ist aber die Logik in dieser Aussage?? Wenn du wählst und du damit verlogene und inkompetente Menschen ins Amt bringst die alles vermasseln, dann bist du direkt dafür verantwortlich. Du hast damit das Problem verursacht, du hast sie ins Amt gewählt, du hast kein Recht dich darüber zu beschweren. Ich auf der anderen Seite, als eine Person die nicht gewählt hat, habe jedes Recht mich so laut wie ich will, über die Sauereien zu beschweren, die diese Menschen verursacht haben die du als Wähler ins Amt gebracht hast." (Quelle)







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