Das Wunder von Detroit oder warum die Staatspolizei einpacken kann

Mittwoch, den 24. Juli 2013, geschrieben von Robert Taylor, übersetzt von we-are-change.de
 
Dale Brown und seine Organisation, das Threat Management Center (TMC) haben dabei geholfen, die Lücke zu füllen, die von einer korrupten und inkompetenten Stadtverwaltung hinterlassen wurde. Brown gründete das TMC im Jahr 1995 um seinen Mitmenschen in Detroit während eines Anstiegs der Einbruchs- und Mordfälle zur Seite zu stehen. Obwohl er versuchte, die Gesetzeshüter zu unterstützen, stiess er nur auf desinteressierte Beamte, die eher darauf aus waren Geld durch Strafzettel einzutreiben und Privathäuser mit SWAT-Razzien zu terrorisieren, anstatt Personen und ihren Besitz zu schützen.

In einem Interview mit Copblock.org erklärte Brown, wie und warum seine private Polizeiorganisation so erfolgreich sein konnte. Der Schlüssel zu Sicherheit und effektivem Schutz sei Liebe, so Brown – nicht Waffen, Gewalt oder das Gesetz. Das klingt ein wenig abgedroschen, aber die Resultate sprechen für sich.

Jetzt, nachdem fast 20 Jahre vergangen sind und Detroits finanzielle Misere noch offensichtlicher ist als je zuvor, hat TMC ein Klientel von über 1.000 Privathaushalten und über 500 Geschäften. Und dank der Effizienz und Rentabilität von TMC sind sie auch dazu in der Lage den Bedürftigen ihre Dienste anzubieten – für wenig oder sogar kein Geld.

Das Erfolgsrezept von TMC ist, dass ihr Ansatz dem der Regierungsbehörden komplett entgegengesetzt ist. Browns Philosophie ist, dass er am liebsten Leute einstellt, die Gewalt als letzte Lösung ansehen. Die wenigen Polizeibeamten, die in den frühen Jahren mit Brown zusammengearbeitet haben und ein echtes Interesse daran hatten die Bevölkerung zu beschützen, arbeiten jetzt für TMC. Während Regierungen ihre Bürger mit Zwang, Strafen und Gefängnis bedrohen, wenn sie ihnen nicht ihr Geld geben, ist die Finanzierung von TMC freiwillig und abhängig von einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Wenn Brown nicht die Leistungen liefert, die seine Kunden von ihm verlangen, ist er aus dem Geschäft.
Das heisst, dass Brown weder an paramilitärischen SWAT-Razzien interessiert ist, noch an der Sicherheit seiner Angestellten als höchste Priorität, noch an aufgeblähten Pensionen, noch daran, was die Leute in ihrem Blutkreislauf haben. TMC arbeitet mit seinen Kunden an der Verhinderung von Verbrechen, anstatt erst nach einem Verbrechen aufzutauchen und alles wie ein Historiker zu dokumentieren.

Brown und die TMC sind hervorragende Beispiele dafür, wie der freie Markt und eine Zivilgesellschaft Dienste erbringen können, die normalerweise mit dem Staat assoziiert werden, und zwar sehr viel besser, billiger und an die Bedürfnisse der Menschen angepasst. Ich habe immer geglaubt, dass Polizeiarbeit, Schutz und Sicherheit viel zu wichtig sind, als dass man diese Dinge dem Staat überlassen sollte, vor allem im Zeitalter militarisierter Sturmtruppen. Und Brown hilft dabei zu demonstrieren, warum das so ist.

Der Polizeidienst ist nicht der einzige "essentielle Regierungsdienst", den der Privatsektor erfolgreich übernommen hat. Die Detroit Bus Company (DBC) ist ein privater Busservice, der im letzten Jahr den Betrieb aufnahm und deutlich den Kontrast zwischen Staatsbetrieben und Betrieben auf dem freien Markt aufzeigt. Die Firma, die vom 25-jährigen Andy Didorosi gegründet wurde, vermeidet die traditionell spiessigen Busse und setzt auf Fahrzeuge, die mit Graffiti verziert sind und damit das Herz der Motor City widerspiegeln. Es gibt keine Standartrouten; eine App, ein Anruf oder eine SMS sind alles, was man braucht um in einem von ihren Bussen abgeholt zu werden, die mit Biosprit auf Sojabasis fahren. Alle Busse haben Wi-Fi, Musik und man darf sogar Alkohol trinken! Die Preise sind natürlich sehr viel günstiger und fairer als in gewöhnlichen Bussen.

Wenn ich diesen Busservice mit meinem öffentlichen Busservice in San Francisco, dem MUNI, vergleiche, ist das, als würde ich die Erzeugnisse einer örtlichen Bio-Farm in der Bay Area mit der Planwirtschaft in der Sowjetunion vergleichen, wo man für Brot Schlange stehen musste.

Es sollte nicht überraschen, dass die Stadtverwaltung, die keine Zeit hat um ihre Bürger zu beschützen, die Zeit findet um friedliche Bürger in dieser spontanen Marktordnung zu belästigen. Charles Molnar und einige weitere Studenten von der Detroit Enterprise Academy wollten dabei helfen, Bänke für die örtlichen Bushaltestellen zu bauen, an denen man in der Regel lange warten muss. Diese Bänke sollten zusätzlich mit Bücherregalen ausgestattet werden.

Aber Beamte der städtischen Verkehrsbetriebe waren schnell zur Stelle um zu verkünden, dass solche Bänke "nicht genehmigt" sind und abgebaut werden müssen. Wissen die dummen Bürger denn etwa nicht, dass nur die Regierung Bänke bauen kann?

Die TMC und die DBC sind nur zwei der grösseren Beispiele dafür, wie in Detroit der freie Markt und freiwillige Kooperation zwischen Menschen die Oberhand gewinnen. "Food Rebels" organisieren örtliche Gemeinschaftsgärten und schaffen damit eine Alternative zu den grossen Agrarunternehmen und den bezuschussten Massentierhaltungsbetrieben. Private Parkhäuser schiessen wie Pilze aus dem Boden. Die Einwohner von Detroit bedienen sich Locke'scher Prinzipien für kleine Gehöfte um Land, das in während der von der FED kreierten Immobilienblase verwildert ist, einem neuen Nutzen zuzuführen. Nachbarschaftsereignisse wie Biergärten und grosse, öffentliche Mahlzeiten (ohne Erlaubnisse oder Lizenzen) werden privat organisiert. Sogar Detroits Künstler beginnen diese anarchische, friedliche Bewegung in ihrer Kunst zu reflektieren.

Detroits Stadtverwaltung mag finanziell am Boden sein, aber die Einwohner von Detroit zeigen was passiert, wenn Menschen ihre Freiheit zurückgegeben wird. Seit Jahrhunderten haben Libertäre argumentiert, dass die Macht des Staates zugunsten der privaten Zivilgesellschaft begrenzt werden sollte, so dass eine in der Bevölkerung verwurzelte spontane Ordnung entstehen kann, in der freie Märkte und freiwillige Interaktionen dominieren. Vielleicht sollten wir einfach nicht so viel Angst haben und endlich unser Stockholm-Syndrom ablegen.

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3 Kommentare:

  1. durch eine rosarote Brille sieht man nichts weite als rosarote Wölkchen...
    der Artikel scheiter daran ein realistisches Bild der Entwicklungen zu schaffen.

    Wer sich einen privaten Sicherheitsdienst leisten kann, der hat mehr als nur eine Arbeiter-Einkommen.

    Wer von seinen Sicherheitsleuten zwingend verlangt ihr Leben ein zu setzen und dazu noch auf jegliche Absicherung im Alter zu verzichten, der fordert eine enorme Leistung, für die er aber nicht wirklich bereit ist zu bezahlen. Das ist kein Paradies, das ist knallharter Wettbewerb. Wer nicht das bietet was die Konkurrenz an zu bieten bereit ist - der ist raus!

    Wer einen Bus- oder Sammel-Taxi-Dienst gründet, der braucht Start-Kapital und Mitarbeiter. Wer dazu noch in einen Verbund rein will der per Telefon-Anruf und Nachricht Handy-App die Kunden ein sammelt, der hat noch eine Portion mehr Kosten zu schultern. Da mag es zwar lustig sein wenn das Fahrzeug halt mit der Zeit immer mehr Graffiti trägt, aber effektiv zeugt es nur davon dass hier einfach das Geld im Betrieb nicht da ist auch nur eine Billig-Lakierung zu schultern. Die Kundschaft ist im übrigen wiederum nur eine, die sich solchen Inidvidual-Verkehr mit Chaffeur leisten kann - und die Einstiegshürde ist das Smartphone. Dass sich Fahrer anderswo weigern Kunden die unter erheblichem Alkoholeinfluss stehen zu tranportieren hat ganz pragmatische Gründe, nämlich der Selbstschutz des Fahrers und aller anderen die gerade im Verkehr sind.

    Dieses Loblied auf die Privatisierung ist keines. Es ist vielmehr die dokumentierte Ausbeutung des einfachen Arbeiters oder Angestellten. Dagegen hilft auch keine Garten-Party auf einer privaten Freifläche. Freiheit hat viele Gesichter - und manche Freiheiten für den einen bedeuten zugleich auch, dass jemand anderer Freiheiten dafür ein büssen muss. Detroit gehts nicht gut - im Ganzen und für alle - ausser man rennt dort mit selbst angelegten Scheuklappen im Sauseschritt hindurch.

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  2. Zitat:
    Dieses Loblied auf die Privatisierung ist keines. Es ist vielmehr die dokumentierte Ausbeutung des einfachen Arbeiters oder Angestellten.

    Genau hier möchte ich gerne ansetzen. Hast du dir denn schon mal die Frage gestellt, was die Art von Privatisierung, die wir hier in der Regel gewohnt sind, mit einem wirklich freien Markt gemeinsam hat?

    Leider nämlich so gut wie gar nichts. Der freie Markt kann nur dann effektiv funktionieren, wenn der Verbraucher beispielsweise selbst entscheiden darf, wer sich um seine Wasserversorgung kümmert und auch jederzeit den Anbieter wechseln kann, wenn die vorherige Firma die Aufgaben nicht zufriedenstellend erfüllt.

    Heute sprechen wir hingegen von Privatisierung, wenn der Staat Firmen beauftragt, um Aufgaben zu übernehmen. Damit wird aber kein freier Markt erschaffen, sondern nur weitere Monopole und Kartelle gefördert. Die Leistungen werden dabei wiederum zu Preisen erbracht, die die Politik mit den Firmen ausgehandelt hat - der Bürger hat darauf eher keinen Einfluss.

    Und wenn der Staat Leistungen von privater Hand einkauft, haben sie dafür üblicherweise

    a, viel zu viel bezahlt (dieses Geld muss der Steuerzahler zusätzlich aufbringen, ohne dass der „Preis“ für die Erfüllung der Aufgabe geringer wird.)
    und
    b, lässt die Qualität der Ware/Dienstleistung auf Dauer durch fehlenden Wettbewerb schon sehr zu wünschen übrig, wie viele Berichte aus dem Bereich eindeutig belegen.

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  3. Zu a, lässt sich noch ergänzen, dass dann die Schuld für die Teuerungsraten und höheren Steuern den Konzernen zugeschrieben wird. Und für Politiker ist es halt auch gleich praktisch, wenn sie die bösen Märkte anprangern können und nicht die Karten wirklich offen legen müssen. Es ist ja auch genauso einfach den Energiekonzernen die Schuld für steigende Preise unterzujubeln, als mal wirklich genau hinzuschauen. Ein Beispiel bieten die Stadtwerke Flensburg - der Strompreis setzt sich folgendermaßen zusammen: 41% sind gesetzliche Abgaben, 21% Netznutzungsentgelte, 35% Strombeschaffung/ Vertriebskosten, 3% Messungen etc.

    Es werden also schon 41% des Strompreises allein durch den Staat verursacht, andere Untersuchungen gehen sogar von 44% aus. Aber unerheblich davon, ob es 41% oder 44% sind, der mangelnde Wettbewerb den der Staat durch Überregulierung verursacht, wirkt sich ebenfalls negativ auf die Preise aus. Es ist also keineswegs übertrieben, für bei weitem mehr als die Hälfte des Strompreises, den Staat verantwortlich zu machen.

    Zitat:
    Hinzu kommt, dass auch die Netze umfassend reguliert sind, so dass auch die Netznutzungsentgelte staatlich induzierte Kosten in unbekannter Höhe enthalten. Zusätzlich fällt auch beim Strompreis noch die Mehrwertsteuer von 19 Prozent an. Quelle: http://sachsen-anhalt.parteidervernunft.de/ihre-skandal-se-abgabenlast


    In einer wirklich freien Gesellschaft, einem wirklich freien Markt gäbe es weder Subventionen, Patente, öffentliches Eigentum, noch Konzerne in der Rechtsform wie heute ohne Haftung für die Handelnden. Nur weil der Staat schützend seine Hände über Firmen hält und ihnen einen riesen Berg an Kosten abnimmt, konnten beispielsweise die Energiekonzerne erst so mächtig werden. Und auch eine Firma wie Bayer wäre ohne Fiatgeld, Lizensierungen, Patente usw in dieser Form heute nicht existent – es sind künstliche Gebilde die nur durch das Regelmonopol des Staates aufrecht erhalten werden können.

    Und um noch sandmanFDR von Freiwilligfrei zu zitieren:

    Meiner Ansicht nach gibt es drei Arten von Monopolen. 1. Monopole, die auf Zwang beruhen. Alle “Dienstleistungen”, die der Staat “anbietet”, wie Ausbildung, Gesundheit, Straßen, Polizei, usw. sind solche Monopole. Mann wird unter der Androhung von Gewalt gezwungen, diese Dienstleistungen zu bezahlen, selbst wenn man sie nicht nutzt. 2. Monopole, die durch die Staatsgewalt ins Leben gerufen oder am Leben gehalten werden. Energiekartelle, Zentralbanken, usw. sind Beispiele dafür. Sie gäbe es in dieser Form ohne Staat auch nicht. 3. Natürliche Monopole. Diese Art der Monopole sind in einem freien Markt möglich, wenn auch, wovon ich überzeugt bin, nur kurzfristig. Diese Art der Monopole hat immer mindestens einen Wettbewerber, den Nichtkonsum dieses Produktes. Außerdem ist der Monopolpreis nach oben hin begrenzt. Die Menschen müssen das Geld dafür noch aufbringen können. Wenn dieser Monopolpreis jetzt bei dieser Grenze installiert wurde und das zum Beispiel dieses Stromunternehmen ein Schweinegeld verdient, weil es ja die Infrastruktur geschaffen hat, wird es nicht lange dauern, bis Alternativen auf den Markt drängen, die zu einem geringeren Preis nicht möglich wären. Auf Sicht würde der Monopolpreis keiner mehr sein, denn es könnten z.B. Kleine Dachwindräder zur privaten Stromerzeugung eine Alternative werden, usw, usw.
    Was ich damit sagen will ist, dass ich verstehe, dass Du Angst vor diesen natürlichen Monopolen hast, ich diese Angst aus diesen Gründen nicht so empfinde und ich gar nicht verstehe, warum Du Monopole der Kategorie 1., nämlich die mit Zwang und Gewalt, bevorzugst, um die natürlichen Monopole zu verhindern. Das, was Monopolisten am meisten fürchten, ist Wettbewerb.
    http://www.freiwilligfrei.info/archives/652

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