Frühchen - die verschwiegene Wahrheit

Mittwoch, den 17. Juli 2013, geschrieben von Denk Mal

Es ist kaum zu glauben und eigentlich ein Skandal, wenn man bedenkt, dass viele Behinderungen, Todesfälle und sonstige Komplikationen bei der Behandlung von Frühchen vermeidbar wären. Und es ist ein noch größerer Skandal, dass ausgerechnet die Frau, die als Entwicklerin des Konzeptes für sanfte Neonatologie gilt, von ihrem Dienst suspendiert wurde.

Die Dame von der ich hier spreche, heißt Dr. Marina Marcovich und war Neonatologin am inzwischen geschlossenen Mautner Markhofschen Kinderspital in Österreich. In ihrer Praxis hat sie im Laufe der Jahre ein Konzept entwickelt, in dem der Einsatz von Medikamenten und aufwendiger Technik auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert werden konnte.

Im Mittelpunkt sollte das Wohlbefinden der Frühchen stehen, weshalb nicht nur schmerzhafte Eingriffe im Vergleich zu herkömmlichen Kliniken stark heruntergeschraubt, sondern auch intensivere und längere Phasen von Körperkontakt ermöglicht wurden. All das und weitere Änderungen in der Behandlung, wirkten sich so stabilisierend auf die kleinen Patienten aus, dass viele technische Maßnahmen schlicht und ergreifend nicht mehr nötig waren. Bevor ich hier jetzt aber viel herumrede, möchte ich euch einige der Ergebnisse dieses Behandlungskonzeptes vorstellen:

  • Die Sterblichkeit von Frühgeborenen unter 1500g sank von 28% (österreichischer Landesdurchschnitt) auf 15%, die bei Frühchen unter 1000g von 55% auf 24%
  • Langzeitschäden bzw. schwere Behinderungen durch Gehirnblutungen verminderten sich von 30% auf 4%
  • Irreversible Lungenschäden (in Folge von Dauerbeatmung) ließen sich sogar komplett vermeiden
  • Dr. Marcovich hatte auch keinerlei Fälle von Augen- und Darmschäden zu verzeichnen
  • In den meisten Fällen konnten Babys mit nur 1200g nach Hause entlassen werden, obwohl das offizielle Entlassungsgewicht derzeit bei über 2000g liegt.
  • Künstliche Beatmung war nur in 20% der Fälle nötig - davon wurden nur 7% primär künstlich beatmet
  • Durch die geringe und meistens sehr kurze Dauer der künstlichen Beatmung brauchte es keine Ruhigstellung mit Medikamenten
  • Schon Kinder mit 600g waren in der Lage selbstständig zu trinken und zu atmen
  • ...

Neugierig geworden? Dann kann ich euch folgende zwei Artikel und Bücher empfehlen:

"Medizin und Mutternähe in der Betreuung von Neugeborenen - Wieso glauben wir an die Überlegenheit der medizinischen Technik?" (DATADIWAN, die Datenbank für außergewöhnliches Wissen)

"Die Wahrheit kann nicht verändert werden" (Redaktionsbüro Fisch)

"Frühgeborene - zu klein zum Leben?" von Dr. Marina Marcovich

"Hoffnung für eine Handvoll Leben - Eltern von Frühgeborenen berichten" von Heidi Rinnhofer

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